Kosel St Laurentius

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St Laurentius-Kirche Kosel

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Kircheninformationen

Die St Laurentius-Kirche befindet sich in Kosel, einem Dorf in Schleswig-Holstein, am Südufer der Schlei, dem größten Inlands-Fjord in Deutschland. Sie ist nur etwa 5 km von der Schleifähre in Missunde entfernt, an der engsten Stelle der Schlei.

Diese Kirche ist normalerweise für Besucher geöffnet

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Kosel St Laurentius
Westansicht des Turms
Kosel St Laurentius
South door into the tower
Kosel St Laurentius
Ostwand
Kosel St Laurentius
Porch with entrance

Kosel St Laurentius besuchen

Kosel ist ein kleines Dorf, das am Südufer der Schlei etwa 5 km südlich der Stexwiger Enge und der Schleifähre Missunde liegt. Die Region um die Schlei ist eine bekannte und beliebte Urlausregion; auch wir haben einen Urlaub in der Gegend zu einer Fahrradtour genutzt, die über Kosel führte. Dabei war unser Hauptziel natürlich die wunderschöne Kirche St Laurentius mit ihrem runden Turm. Den hatte sie aber wohl nicht von Anfang an, denn Experten können nachweisen, daß der Turm erst nachträglich an der Westseite des Langhauses angebaut wurde. St Laurentius ist jedenfalls nicht nur eine wunderschöne Kirche, sondern haben wir sie bei unseren bisherigen Besuchen stets offen und einladend vorgefunden. Dies sogar im Sommer 2020 während der – zu dieser Zeit allerdings sanft verlaufenden – Corona-Pandemie. Dazu kommt die schöne Lage auf dem Kirchhof mit einigen schattenspenden Bäumen. Diese lädt Radfahrer auch ohne Interesse für die Kirche zu einer Rast ein. 

Die Frage nach dem Alter der Kirche ist ebenso schwer zu beantworten wie die Frage, ob wohl an dieser Stelle zuvor bereits eine Kirche aus Holz stand. Dies wird zwar allgemein angenommen, es gibt aber keine Beweise dafür. Das Langhaus und der westliche Teil des Altarraumes dürften aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen. In dieser Zeit wurden nördlich der Eider viele Kirchen im Stile romanischer Feldsteinkirchen an Stelle der früheren Holzkirchen gebaut. Einen handfesten Beweis gibt es aber auch hierfür nicht, zumal Nachrichten über die frühen Zeiten der Kirche und des Kirchspiels rar sind.

Uns interessiert an dieser Kirche natürlich in erster Linie der Rundturm. Wie oben bereits erwähnt ist er mit Sicherheit nachträglich an den Westgiebel der Kirche angebaut worden und dürfte aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen. Der Kreis des Rundturmes - Außendurchmesser etwa 9,80 m, innen etwa 5,40 m - ist nicht vollgeschlossen. Auf etwa 3,40 m dient die Giebelwand der Kirche gleichzeitig als Turmwand. Nur in diesem Abschnitt besteht das Mauerwerk bis zum Dach aus unbearbeiteten Findlingen. Im Übrigen endet diese Bauart in etwa 3,20 Höhe. Der Rest ist bis zum Dach aus Ziegelsteinen gebaut. Die gesamte Höhe des Turmes vom Erdboden bis zur Stahlspitze über dem Wetterhahn beträgt etwa 24,85 m. Im Turm gibt es heute nur ein kleines Fenster an der Nordseite und den Eingang an der Südseite, der mit einer alten Holzbohlentür und einem noch älteren, großen Vorhängeschloß verschlossen ist. Der runde Kegelhelm des Turmes ist seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Holzschindeln gedeckt. Die Glocke im Turm stammt aus dem Jahr 1685 und wird noch heute täglich geläutet.

Warum aber ein Rundturm? Auch hier gibt es – wie bei den Kirchen in England – keine abschließende Erklärung. Der erste Eindruck für uns – wie wahrscheinlich auch für Sie, wenn Sie den Turm sehen – ist der eines Wehrturms. Dies ist aber aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich. Es gab in der Nähe nämlich nichts zu verteidigen. Die Kirche steht auf einer Fläche, die damals wie vermutlich schon seit Jahrhunderten ein Gräberfeld war. Und das Dorf, das im 30-jährigen Krieg niedergebrannt worden ist, lag mehr als 200 m entfernt. Wer sich gefährdet sah, versteckte sich in der Au-Niederung, den Mooren und dem Wald, der damals noch auf den Äckern des heutigen Gutes Ornum stand. Und die Stärke der Wände hat nur etwas mit der Statik und dem Baumaterial zu tun, nicht aber mit der Absicht, sich zu verteidigen.

Auch für die Nutzung als Lagerturm gibt es berechtigte Zweifel. Der Lagerraum im Erdgeschoß bietet nur wenig Platz, und jeden Gegenstand auf Leitern in die oberen Stockwerke zu befördern ist doch ziemlich absurd. Letztlich bleibt daher die Frage: Warum sollte man hier überhaupt irgendetwas lagern?

Daher spricht vieles dafür, daß er in erster Linie tatsächlich rein als Kirchturm errichtet wurde: Die alten Kirchen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden nördlich der Eider durchweg ohne Turm gebaut. Ende des 13. Jahrhunderts kamen jedoch andere Mächtige in die Gegend. Der aus dem Holsteinischen stammende Adel bemächtigte sich des größten Teiles des Grund und Bodens in Schwansen. Er dehnte seinen Einfluß auch auf die Kirchen aus. Er war es von zu Hause gewohnt, das eine Kirche einen Turm hat. Also betrieb er auch hier einen Kirchturmbau. Vielleicht wollte man aber auch nur eine gute Beobachtungsstelle schaffen, denn die Sicht reicht vom obersten Boden des Turmes aus auf der einen Seite fast bis Birkensee und nach der anderen längs dem Au-Tal bis zur Au-Mündung ins Ornumer Noor und dann bis zu dessen Verbindung in die Schlei. Mit anderen Worten: genau weiß man es auch hier nicht.

Der ältere Teil der Kirche ist jedenfalls das Langhaus, erbaut innen aus Feldsteinen, außen zum Teil ebenfalls aus Findlingen, zum Teil aber mit Ziegelsteinen ergänzt und ausgebessert. Das Dach war ursprünglich flacher und mit Reet gedeckt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde – auch über dem Altarraum – das Reet durch Holzschindeln ersetzt. Im Zuge der Grundüberholung 1863 (s.u.) wurde das Dach dann mit englischem Schiefer, 1968 dann mit Eternitschiefer gedeckt. Ursprünglich hatte das Langhaus, so wie heute noch an der Nordseite, auch an der Südfront nur zwei kleine romanische Fenster und gegenüber dem heutige Eingang in der Nordwand einen zweiten Eingang: Die Frauentür.

1863 erfolgte eine Grundüberholung: Die Außenwände wurden auf die heutige Höhe gebracht. An der Südfront ersetzten die großen Fenster die früheren kleinen romanischen Fenster, wie sie heute nur noch in der Nordwand vorhanden sind. Dort wurde auch die Frauentür zugemauert, ebenso die Tür vom Langhaus zum Turm. Vor den Haupteingang kam, in – erster Linie als Windfang – ein Portal.

Der aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammende westliche Teil des Chors wurde vermutlich im 13. Jahrhundert eingewölbt. Wie der Chor vorher nach Osten abgeschlossen war, ist heute nicht mehr bekannt. Im 16. Jahrhundert befand sich an der Südseite dieses Gebäudeteiles vor dem Außeneingang ein Anbau, der evtl. als Sakristei oder als Grabkapelle gedient haben mag. Die Fundamente wurden bei Ausgrabungen des Institutes für Vor- und Frühgeschichte der Universität Kiel 1980 gefunden. Die Grundfläche innerhalb der Fundamente maß etwa 5 x 5m. Unter der nördlichen Hälfte des Altarraumes befindet sich über der ganzen Länge des Hauptjoches eine gemauerte Gruft. Sie wurde zugemauert und bei der Renovierung 1968 zum letzten Mal geöffnet. In der Gruft stehen noch die Holzsärge der letzten Beisetzungen. Spektakulär sind die Ausmalungen des Chorgewölbes aus dem 17. Jahrhundert mit Darstellungen der Himmelfahrt, des Jüngsten Gerichts, der Auferstehung und Christi Erscheinung.

Quelle für wesentliche Teile dieses Textes ist die hervorragend und ausführlich dokumentierte Kirchengeschichte auf der Webseite der Kirche.

Fazit: eine sehr schöne und offene Kirche, die immer einen Besuch lohnt

Kosel St Laurentius
Church interior looking east
Kosel St Laurentius
Mural on the northern arcade wall
Kosel St Laurentius
Altar in the chancel
Kosel St Laurentius
Taufbecken