Vicelin-Kirche Pronstorf
Vicelin-Kirche Pronstorf
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Kircheninformationen
Die Vicelin-Kirche befindet sich in Pronstorf, einem Dorf in Schleswig-Holstein, etwa 18 km östlich von Bad Segeberg.
Diese Kirche ist normalerweise für Besucher geöffnet
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Vicelinkirche Pronstorf besuchen
Die Kirche zu Pronstorf ist eine weitere der Rundtumkirchen Schleswig-Holsteins, die wir bisher stets geöffnet und einladend für Besucher vorgefunden haben. Sie hat keine besondere Widmung, und ist daher – wie einige andere Kirchen im Land – als „Vicelinkirche“ bekannt, obwohl Bischof Vicelin, der als Heiliger der katholischen Kirche verehrt wird, bereits 1154 verstorben ist, als viele der Vicelinkirchen noch nicht oder zumindest nicht vollständig errichtet waren. Er ist trotzdem Namensgeber der heute zumeist evangelisch-lutherischen Kirchen, da er sie zumindest in Auftrag gegeben hatte.
Eine erste Erwähnung der – wie viele der anderen Rundturmkirchen im Land – als spätromanischer Feldsteinbau errichteten Kirche datiert auf das Jahr 1198. Sie wurde wahrscheinlich an einer ehemaligen heidnischen Opferstätte (für den wendischen Gott „Prone“) errichtet, was damals üblich war, denn so wurden die alten heidnischen Heiligtümer christianisiert. Die ursprüngliche Form der Kirche war wohl die einer „traditionellen“ Vicelinkirche: Rundturm, romanisches Kirchenschiff und im Osten ein quadratischer Chorraum mit halbrunder Apsis. Diese wurde in frühgotischer Zeit abgerissen, und in die heutige Form zu einem rechteckigen Chor verlängert.
Außen weist die Kirche einige Besonderheiten auf, die bei den anderen Rundturmkirchen im Land nicht zu sehen sind. So gibt es am Turm drei nachträglich angefügte Stützpfeiler, an der Südostecke des Schiffes einen weiteren und an der Erweiterung des Chors nochmals vier. Der achtseitige Spitzhelm des Turms wurde nachträglich angefügt. Im Turm selbst gibt es seit 1807 nur noch eine Uhrglocke, die von außen sichtbar hängt, da man im Mauerwerk Risse entdeckte. So wurde westlich des Turms auf dem Kirchhof ein separater Glockenstuhl („Campanile“) errichtet, in dem sich die einzig verbliebene Glocke von 1749 befindet.
Die Kirche betritt man durch eine Tür in der Südmauer, und befindet sich direkt im Kirchenschiff. Linker Hand sieht man die Westempore mit der neuen Marcussen-Orgel von 1999. Unter dieser hindurch führt ein Durchgang in die quadratische Turmhalle mit zwei Rundfenstern; diese wird heute offensichtlich als Kapelle genutzt. Zurück im Schiff empfiehlt es sich, einen Moment innezuhalten, und die schöne Ausstrahlung der Kirche auf sich wirken zu lassen. Ins Auge fällt sofort die Rokoko-Kanzel an der Südmauer des Chorbogens. Sie wurde 1761 von Henning von Buchwaldt gestiftet, der zu dieser Zeit Kirchenpatron war. Der säulentragende tulpenförmige Korb ist mit Cherubköpfen an den Kanten und einem buchhaltenden Engel verziert. Außerdem schmückt ihn das Wappen des Stifters. Der zugehörige Schalldeckel mit Vasen, einer Kartusche mit Gesetzestafeln der 10 Gebote sowie Strahlenauge, die Rückwand mit Stifterinschrift sowie Treppe und Tür mit ornamentgerahmten Wandfeldern und kugelbekrönten Türpfeilern. Das Ensemble ist ein bemerkenswertes Zeugnis des Rokoko. Unter dem östlichen Kirchenschiff befindet sich eine Gruft aus dem 17. Jahrhundert, die leider nicht öffentlich zugänglich ist. Hier befinden sich 24 Särge, darunter Sarkophage und Metallsärge aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Man geht nun weiter in den Chor, und sieht an Nord- und Südwand zwei Patronatslogen ebenfalls aus der Zeit des Rokoko. Die an der Nordwand wird auch heute noch als solche genutzt. Auffällig der schwebende Taufengel von 1760 an der Decke des gotischen Kreuzrippengewölbes, der die Taufschale hält. Ursprünglich wurde für Taufen das in der Nordostecke des Chors befindliche Taufbecken genutzt. Es ist das älteste noch erhaltene Ausstellungsstück der Kirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und ist aus gotländischem Sandstein gefertigt. In diese Taufbecken wurden Kinder bei der Taufe früher vollständig untergetaucht. Ab dem 17. Jahrhundert wurde es dann jedoch üblich, nur noch den Kopf des Täuflings zu benetzen, und so wurden Taufschalen eingeführt, die hier der genannte Taufengel hält. Seit 1993 wird dieser auch wieder tatsächlich für Taufen genutzt. Über dem alten Taufbecken befindet sich das einzige Buntglasfenster der Kirche von Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum Gesamtensemble des Chors gehört schließlich noch der Altar von 1767. Mit seinem spätbarocken Aufbau mit Säulen erinnert er an die Ausstattung barocker Kirchen.
Wendet man sich nun wieder dem Schiff zu, sollte man unbedingt den Blick auf die Decke richten, vielleicht die spektakulärste Sehenswürdigkeit dieser an seltenen Stücken nun wirklich nicht armen Kirche: die Ausmalung der gesamten Decke des Schiffs von 1680 zeigt insgesamt 28 Szenen aus dem Alten und Neuen Testament in querrechteckigen Feldern, und ist eines der wenigen Zeugnisse dieser Art in ganz Schleswig-Holstein.